30. August 2022

„Die Transformation zu einer Kreislaufwirtschaft für alle Polyolefine vorantreiben.“

Petya Todorova, Circular Economy Communications & Advocacy Manager bei PCEP (Polyolefin Circular Economy Platform), sprach mit ALPLA über die Hauptziele von PCEP und darüber, was der Verband bisher erreicht hat und was seine nächsten Schritte sind.

Petya Todorova PCEP

Die PCEP (Polyolefin Circular Economy Platform) ist ein einzigartiges Forum für den Dialog und die Zusammenarbeit zwischen allen Beteiligten der Polyolefin-Wertschöpfungskette. Weil Polyolefine heute 50 Prozent des Kunststoffverbrauchs und 71 Prozent des Kunststoffverpackungs­marktes in Europa ausmachen, verkörpert PCEP die kollektive Verpflichtung der Industrie, Verantwortung zu übernehmen und die Kreislaufwirtschaft voranzubringen. Da Polyolefine aufgrund ihrer vielen Vorteile hinsichtlich Verarbeitung und Zirkularität ein wichtiger Werkstoff für die Verpackungslösungen von ALPLA sind, nimmt das Unternehmen seit der Gründung von PCEP 2018 aktiv an der Arbeit des Lenkungsausschusses teil und leitet den Arbeitskreis Kommunikation.

Petya Todorova, Circular Economy Communications & Advocacy Manager bei PCEP, sprach nun mit ALPLA über die Ausrichtung von PCEP und darüber, was der Verband bisher geleistet hat und was in der Zukunft geplant ist.

Wann wurde PCEP gegründet und was sind die Hauptziele und Gründe für die Etablierung des Verbands? 

PCEP wurde 2018 mit dem übergeordneten Ziel gegründet, das gesamte Polyolefin-System von einem linearen System in eine Kreislaufwirtschaft umzuwandeln und dieses Material so lange wie möglich und mit höchstem Nutzen in der Wirtschaft zu halten. Bei PCEP geht es um Taten, nicht nur um Worte. Unsere Mitglieder konzentrieren sich darauf, Hemmnisse für die Zirkularität zu identifizieren und diese dann gemeinsam mit der gesamten Wertschöpfungskette zu überwinden.

Wir sind ehrgeizige Selbstverpflichtungen eingegangen, um die Verwendung von recyceltem Polyolefin in Produkten zu erhöhen, um Produkte so zu gestalten, dass sie wiederverwendbar und recycelbar sind, und Sammel- und Sortiersysteme neu zu gestalten, um die Rückführung von recyceltem Polyolefin als hochwertigem Rohstoff in den Markt zu maximieren.

Was macht PCEP so besonders? Gibt es ähnliche Organisationen? 

PCEP ist die einzige Organisation, die sich ausschließlich auf Polyolefine konzentriert. Was uns einzigartig macht, ist, dass wir die gesamte Wertschöpfungskette zusammenführen, vereint durch das gemeinsame Ziel, die Transformation zu einer Kreislaufwirtschaft für alle Polyolefine voranzutreiben. Darüber hinaus decken wir alle Branchen ab, in denen Polyolefine eingesetzt werden, wie Verpackungen, Bauwesen, Automobilindustrie, Landwirtschaft, Elektronik und Textilien.

PCEP verkörpert das gemeinsame Engagement der Industrie, Verantwortung für unseren ökologischen Fußabdruck zu übernehmen und eine einheitliche Stimme für Polyolefine in Europa zu schaffen. Und indem wir so handeln, können wir auch allen anderen den Wandel ermöglichen.

Wie wichtig ist PCEP für die Zusammenarbeit entlang der Wertschöpfungskette? Was ist der Mehrwert für einen globalen Verpackungshersteller und Recycler wie ALPLA? 

Die Kreislaufwirtschaft erfordert ein Systemdenken und die Partizipation aller Beteiligten. Unternehmen dürfen sich nicht nur auf ihren eigenen Betrieb konzentrieren, sondern müssen zusammenarbeiten, um das Gesamtsystem zu optimieren. Nachhaltigkeitsthemen sind so eng miteinander verflochten, dass sich Entwicklungen in einem Teilbereich auf viele andere Bereiche auswirken werden. Deshalb ist Zusammenarbeit so wichtig – um die Ursachen zu verstehen, um Bereiche zu identifizieren, in denen wir unsere Energie und Maßnahmen konzentrieren müssen, und um Feedback-Schleifen zu verstärken, die einen langfristigen Erfolg ermöglichen.

Wir sind ein einzigartiges Forum für alle Stakeholder der Polyolefin-Wertschöpfungskette, um durch Dialog und Zusammenarbeit näher zusammenzurücken. Als PCEP-Mitglied kann ALPLA von dieser industriellen Symbiose profitieren. Das Unternehmen kann seine Abläufe an die Kreislaufwirtschaft anpassen in dem Wissen, dass auch andere Unternehmen entlang ihrer globalen Wertschöpfungskette Anpassungen vornehmen, die allen zugutekommen.

ALPLA ist ein außergewöhnliches Mitglied – sowohl Konverter als auch Recycler. Damit ist das Unternehmen ein äußerst wertvoller Mitwirkender bei Projekten, bei denen wir auf diese gebündelte Expertise zurückgreifen müssen.

Was ist Ihre Aufgabe bei PCEP? 

Ich bin Circular Economy Communications & Advocacy Manager bei PCEP. Der Umgang mit den vielfältigen Herausforderungen, denen PCEP gegenübersteht, bedeutet, dass meine Rolle unweigerlich auch vielschichtig ist: eine „nichtlineare“ Berufsbeschreibung, könnte man sagen! Ich arbeite in vielen Disziplinen, aber wenn ich es zusammenfassen müsste, würde ich sagen, dass meine Rolle die eines Change-Agents ist, der den Dialog und die Zusammenarbeit fördert, um den Fortschritt unserer Industrie in Richtung Kreislauf voranzutreiben und diesen Fortschritt dann allen unseren Stakeholdern vermittelt.

Zusätzlich besteht meine Aufgabe darin, drei der sechs PCEP-Arbeitsgruppen zu leiten: Kommunikation über zirkuläre Polyolefine, Eintreten für einen unterstützenden regulatorischen Rahmen und Verständnis unseres Materialflusses (Daten).

Welche Meilensteine hat PCEP bisher erreicht? 

Bei PCEP haben wir uns 2019 starke freiwillige Ziele gesetzt. Im Rahmen der „Circular Plastics Alliance“ und der Kampagne der Europäischen Kommission, bis 2025 zehn Millionen Tonnen recycelten Kunststoff für neue Produkte auf dem EU-Markt zu erreichen, haben wir uns ebenfalls verpflichtet, die Menge an recyceltem Kunststoff für neue Produkte in Europa zu erhöhen.

Im Jahr 2021 haben die Ergebnisse der zweijährlichen Polyolefin Material Flow Study von PCEP gezeigt, dass wir unser Versprechen, die Menge an recyceltem Post-Consumer-Polyolefin in europäischen Produkten auf drei Millionen Tonnen zu erhöhen, erfüllt haben. Die Polyolefin-Industrie hat ihre Ambitionen nun erhöht und das Ziel auf vier Millionen Tonnen pro Jahr bis 2025 angehoben – das Doppelte der Menge, die 2016 verwendet wurde.

Zu unseren weiteren verbesserten langfristigen Selbstverpflichtungen gehören: Erhöhung des Anteils von Post-Consumer-PO-Rezyklaten auf 30 Prozent des gesamten PO-‍Verbrauchs bis 2030 (schätzungsweise 10,5 Prozent im Jahr 2021); Verwertung von 60 Prozent der gesammelten PO-Verpackungen bis 2030 (nach einer neuen Berechnungsmethode geschätzt 28 Prozent im Jahr 2021) und Recycling von 50 Prozent des gesamten gesammelten PO-Abfalls bis 2030 (geschätzt 35,4 Prozent im Jahr 2021). Diese mutigen neuen Ziele sind ein weiteres Beispiel dafür, dass PCEP eine treibende Kraft für die Transformation der Polyolefin-Industrie ist und die Messlatte höherlegt, um den Fortschritt zu beschleunigen. Alle unsere täglichen Aktivitäten tragen dazu bei, diesen Verpflichtungen nachzukommen.

So gelang es PCEP beispielsweise, ein großes Hindernis für die Zirkularität zu beseitigen – nämlich die fehlende Akzeptanz von recycelten Polyolefinen. Wir haben ein neues, verbessertes technisches Datenblatt für Recycler entwickelt. Es listet wesentliche Eigenschaften von recycelten Polyolefinen (rPO) auf, die dann zwischen Recyclern und Anwendern (z. B. Markeninhabern und Verarbeitern) kommuniziert werden können. Das gibt ihnen mehr Vertrauen in den Einsatz von rPOs und trägt zu unserem strategischen Ziel bei, die Akzeptanz von recycelten Inhalten zu steigern.

Angesichts einer Vielzahl von EU-Rechtsvorschriften, die in Vorbereitung sind, war unser Engagement bei den Konsultationen zu wichtigen Änderungen der Kreislaufwirtschaftspolitik von entscheidender Bedeutung, um einen unterstützenden Rechtsrahmen für Polyolefine zu gewährleisten.

Werfen wir einen Blick in die Zukunft. Was sind die nächsten Aktivitäten, um die Zirkularität von Polyolefinen zu fördern?

Im Mai dieses Jahres verabschiedete PCEP ein ehrgeiziges zweijähriges Arbeitsprogramm mit 18 von Mitgliedern vorangetriebenen Projekten, das dazu beiträgt, die zirkuläre Polyolefin-Vision von PCEP zu verwirklichen. Wir haben ein neues „Net-Zero-Project“ gestartet, um zu klären, was Kohlenstoffneutralität und Nettonull für die Polyolefin-Industrie bedeutet und wie wir Scope-1-, -2- und -‍3-‍Emissionen effektiv bekämpfen können.

Wir haben die Gruppe Reuse, Refill and Refurbishment ins Leben gerufen, die diese Geschäftsmodelle aus einer Polyolefin-Perspektive definieren, ein Best-Practice-Portfolio für B2C- und B2B-Umgebungen erstellen und das Systemdesign untersuchen wird, um eine erfolgreiche Implementierung zu unterstützen. Da Extended Producer Responsibility (EPR) eine wichtige Rolle bei Sammel- und Sortiersystemen spielt, haben wir eine Gruppe gegründet, die Kriterien zur Unterstützung effektiver EPR-Systeme erforscht und identifiziert. Darüber hinaus entwickelt PCEP eine spannende Reihe von Webinaren, um eine Plattform für den Austausch von Best Practices und Wissen zu Schlüsselthemen zu bieten, die die zirkuläre Polyolefin-Wirtschaft voranbringt.

Wir unterstützen weiterhin die Registrierung von Polyolefin-Konvertern und -Recyclern in RecoTrace™ und planen weitere Modifikationen und Erweiterungen des Datenüberwachungssystems. Darüber hinaus führen wir eine Reihe von Forschungsprojekten mit Partnern durch, um Daten und Metriken für die Überwachung unserer Fortschritte in Richtung Zirkularität zu verbessern.

Angesichts der zahlreichen politischen Aktivitäten in der EU, die Auswirkungen auf unsere Industrie haben werden, ist PCEP wichtiger denn je, damit die Beteiligten an der Polyolefin-Wertschöpfungskette gegenüber den Gesetzgebern mit einer Stimme sprechen. Wir arbeiten eng mit den Mitgliedern zusammen, um neue und sich ändernde politische Prioritäten systematisch zu überprüfen und lösungsorientierte, evidenzbasierte Positionen zu Schlüsselfragen zu entwickeln.

Vielen Dank für das ausführliche Interview.

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