Blechdosen und der Aufstieg von Kunststoff als Verpackungsmaterial
Geschichte der Verpackungen – Teil 2
Epochenwandel: Von der Konservendose zur revolutionären Erfindung der Kunststoffe und den Ursprüngen von ALPLA.
Gefährlicher Genuss aus der Büchse
Am 25. August 1810 reichte der britische Händler Peter Durand aus der Grafschaft Middlesex ein Patent für die Konservierung von Lebensmitteln in metallenen Konservendosen ein. Dabei konnte er sich auf die von Appert in Frankreich entwickelte Konservierungsmethode stützen. Und Appert steckte seine Belohnung wiederum in den Bau einer Konservenfabrik. Statt im Glas wurden Essen und Getränke nun im Metallgefäß haltbar gelagert. So praktisch die Dose damals war, hatte sie doch auch ihre Tücken. Schleichende Vergiftungen durch die mit Blei verlöteten Deckel waren nicht selten die Folge des frühen Dosenkonsums.
Siegeszug der Dose
Bis der praktische Dosenöffner erfunden wurde, vergingen 60 Jahre. Bleifrei und dank automatisierter Fertigung trat die Konserve zu Beginn des 20. Jahrhunderts ihren weltweiten Siegeszug an. Den ersten Thunfisch aus der Dose gab es 1909, das erste Getränk im November 1933. Mit durchschlagendem Erfolg: Die „Gottfried Krueger Brewing Company“ aus Newark, New Jersey verkaufte zum feierlichen Ende der Prohibition erstmals Dosenbier. Der Durst war groß: Schon im ersten Jahr wurden über 200 Millionen Stück verkauft. Die erste Alu-Dose brachte übrigens 1958 die „Hawaii Brewing Company“ auf den Markt.
Während die frühen Dosen mittels mitgelieferten Öffners geknackt werden mussten und die sogenannten Kegeldeckeldosen („Cone top“) sogar einen Kronkorken hatten, gelang 1962 mit der Erfindung des Aufreißverschlusses „Lift-Tab“ die nächste Revolution. Schon im Jahr darauf ließ der Erfinder Ermal C. Fraze den verbesserten „Ring-Pull“ patentieren und 1975 schrieb Dan Cudzik mit dem bahnbrechenden „Stay-on-tab“ Getränkegeschichte. Seit rund 15 Jahren wird nun an wiederverschließbaren Lösungen gearbeitet. Ob Bier, Energydrink, Hundefutter, Tomatensoße oder Sardinen: Bis heute ist die Büchse fester Bestandteil unseres täglichen Konsums. Dasselbe gilt für Aluminiumtuben – etwa für Senf oder Mayonnaise.
Materialien aus dem Labor
Die Kunststoffe leiten Mitte des 20. Jahrhunderts einen Epochenwandel ein. Der Grundstein dafür wurde bereits Mitte des 19. Jahrhunderts mit der Erfindung von Zelluloid gelegt. Alexander Parkes aus Birmingham ließ das nach ihm selbst benannte „Parkesine“ 1856 patentieren. So richtig praxistauglich war dieses frühe Thermoplast jedoch nicht. Dafür sorgte der US-Amerikaner John Wesley Hyatt, der 1869 ein zuverlässiges Kunststoffherstellungsverfahren und auch die erste Spritzgussmaschine der Welt erfand.
Genauso wichtig war die Entdeckung des französischen Chemikers Henri Victor Regnault. Der erschuf 1835 Vinylchlorid. Darauf aufbauend entwickelte Fritz Klatte 1912 bei Griesheim-Elektron in Frankfurt am Main das erste PVC (Polyvinylchlorid). Fünf Jahre zuvor gelang Leo Hendrik Baekeland mit dem sogenannten Bakelit der erste synthetische Kunststoff, der sich auch in Massen produzieren ließ. Und 1933 kreierten Eric Fawcett und Reginald Oswald Gibson mit Polyethylen das nächste thermoplastische Material. Davon werden heute mehrere Varianten wie jene mit niedriger (LDPE) oder hoher Dichte (HDPE) verwendet. Noch waren die Kunststoffe allerdings Nischenprodukte, der ungebremste Aufstieg setzte erst während des Zweiten Weltkriegs und danach ein.
Leicht und unzerbrechlich: Kunststoffe auf dem Vormarsch
Mit PVC und insbesondere Polyethylen wurden nun diverse Lebensmittelverpackungen, Getränkeflaschen oder Einkaufstüten hergestellt. Dem voraus gingen große Werbekampagnen, die die vielen Vorteile der neuen Materialien verkündeten. Leicht, hygienisch, widerstandsfähig und robust waren die Kunststoffe – ganz im Gegensatz zu Glas, Metall oder Keramik. Und noch dazu individuell formbar, wie schon die aus dem altgriechisch entlehnte Bezeichnung Plastik verriet.
Mit den ersten Extrusionsblasmaschinen in den 1950er-Jahren nahm der fabelhafte Aufstieg der Polymere seinen Lauf. Flaschen und Behälter aus Kunststoff ließen sich so noch einfacher und schneller produzieren. ALPLA war schon damals vorne mit dabei. Drei Jahre nach der Gründung präsentierten Helmuth und Alwin Lehner 1958 mit dem legendären Alplamat eine der ersten halbautomatischen Extrusionsblasmaschinen.
1954 kam mit dem vom italienischen Nobelpreisträger Giulio Natta erfundenen Polypropylen (PP) ein weiterer Kunststoff dazu. Ab den 1970er-Jahren wurde dann auch das schon 1941 von John Rex Whinfield und James Tennant Dickson entwickelte Polyethylenterephthalat (PET) großflächig für Getränkeflaschen eingesetzt. Das Patent dafür meldete Nathaniel C. Wyeth 1973 an. Die PET-Flasche war nicht nur leicht und praktisch, sondern vor allem eines: wiederverwertbar.
Ab 1977 begann die Geschichte des Recyclings. Seither werden Material, Design, Produktion und Wiederverwertung kontinuierlich weiterentwickelt – vor allem auch von ALPLA. Pioniergeist bewies das Unternehmen etwa 1985 mit der weltweit ersten Inhouse-Produktion – also der Kunststoffflaschenherstellung direkt bei der Abfüllanlage des Kunden. Und 1990 stellte das Unternehmen die erste PCR-Flasche (PCR = Post Consumer Recycling) vor. Seither wird weiter Recycling-Geschichte geschrieben. Heute verarbeitet ALPLA Jahr für Jahr rund 60.000 Tonnen lebensmitteltaugliches rPET – Tendenz steigend.
Demnächst:
Die Marke machts: Individualisierung der Verpackung
Verpackungsdesign: wie die charakteristischen Formen, Farben und Beschriftungen von Verpackungen aller Art entstanden.
Copyright Hinweise:
Bild Eins: José Rosael/Hélio Nobre/Museu Paulista da USP, Creative Commons Attribution-Share Alike 4.0
Bild Zwei: Public Domain
Bild Drei: ALPLA
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