Kunststoffe – wie groß ihr Klimaeffekt wirklich ist
Wenn es um die Erreichung der globalen Klimaziele geht, ist oft vom CO2-Fußabdruck die Rede. Jeder Mensch verursacht in seinem täglichen Leben und Handeln CO2-Emissionen, die zum globalen Treibhauseffekt beitragen. Betrachtet man diese Beiträge im Detail, stellt sich heraus: Die Verwendung von Kunststoffen im Haushalt hat nur einen sehr kleinen Anteil am individuellen CO2-Fußabdruck.
Ein Durchschnittsbürger in der EU verursacht jährlich etwa 8,4 Tonnen CO2-Emissionen, die zum weltweiten Treibhauseffekt beitragen. Da die Berechnung pro Individuum sehr komplex ist, kommen manche Studien auch zu abweichenden, höheren Zahlen. Doch in einem Punkt herrscht Sicherheit: Die individuellen CO2-Emissionen in den meisten Industrienationen, beispielsweise Deutschland, sind seit Jahrzehnten rückläufig. Eine oft zu hörende Forderung in diesem Zusammenhang ist, den Gebrauch von Kunststoffverpackungen einzuschränken, damit der CO2-Ausstoß weiter zurückgeht. Das ist ein Trugschluss. Verpackungen aus Kunststoff im privaten Haushalt haben am CO2-Fußabdruck eines EU-Bürgers einen Anteil von nur 0,6 Prozent. Das sind 50 Kilogramm pro Jahr.
Zum Vergleich: Ein einziger Flug von Wien nach Mallorca und zurück setzt pro Passagier mehr als 550 Kilogramm CO2 frei. Diese Menge entspricht dem Verbrauch an Kunststoffverpackungen in elf Jahren.
Alternative Materialien bewirken CO2-Anstieg
Der Klimaeffekt durch weniger Kunststoffverpackungen wäre also verschwindend gering. Studien belegen außerdem, dass alternative Verpackungsmaterialien, mit denen man Kunststoffe ersetzen könnte, oft genau das Gegenteil bewirken. Wenn man Alternativen aus Metall, Glas oder papierbasierten Werkstoffen bevorzugt, wäre ihr Gewicht 3,6-mal höher als das der Kunststoffe, die sie ersetzen. Um sie herzustellen, müsste mehr als doppelt so viel Energie aufgewendet werden. Der Ausstoß von Treibhausgasen würde sich um den Faktor 2,7 erhöhen. Ohne Kunststoffe entsteht also deutlich mehr CO2.
Vergleich zur PET-Flasche
Der Zusammenhang ist einfach. Kunststoffverpackungen wie beispielsweise Getränkeflaschen aus PET sind leichtgewichtig und mit viel weniger Energie herstellbar als etwa Glasflaschen. Auch beim Transport zum Abfüller und in den Handel sparen sie Energie und verursachen damit weniger CO2. Dass Kunststoffe wie PET sehr gut zu recyceln sind, verbessert ihre Umweltbilanz zusätzlich. Im Vergleich zu einer 0,5-Liter-Limonadenflasche aus Recycling-PET ist der Klimaeffekt einer gleich großen Aludose um 69 Prozent höher. Eine Einweg-Glasflasche hat sogar eine um 342 Prozent höhere Klimawirkung. Selbst als Mehrwegverpackung schneidet eine Glasflasche klar schlechter ab als eine Flasche aus recyceltem PET.
So setzt sich der Fußabdruck zusammen
Den größten Teil am individuellen CO2-Fußabdruck hat der private Konsum mit etwa einem Viertel. Weitere bedeutende Faktoren sind Heizung (18 Prozent), Ernährung (15 Prozent) und das Benutzen eines Pkw (14 Prozent). Flugreisen tragen im Durchschnitt zu weiteren acht Prozent bei. Der Gebrauch von Verpackungen in Privathaushalten ist demgegenüber mit 0,6 Prozent verschwindend gering. Das Vermeiden nur eines Langstreckenflugs kann je nach Distanz die CO2-Bilanz eines EU-Bürgers um ein bis zwei Tonnen verringern. Was in öffentlichen Diskussionen selten erwähnt wird: Die Internetnutzung trägt, unter anderem durch den enormen Energieverbrauch von Servern, etwa genauso viel zu den globalen CO2-Emissionen bei wie der Flugverkehr.
Weitere spannende Faktoren
Mit dem Umstieg auf Strom aus erneuerbaren Quellen könnten Privathaushalte in industrialisierten Staaten ihre CO2-Bilanz um 530 Kilogramm verbessern. Der Verzicht auf Fleisch in der Ernährung reduziert rechnerisch den CO2-Beitrag um 450 Kilogramm. Häufig propagierte Verhaltensänderungen wie zum Beispiel Energiesparen im Haushalt erzeugt dagegen nur schwache Effekte.
(Autor: Claudia Wörner, yes or no.)
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