13. Mai 2025

Kunststoff hält Lebensmittel länger frisch

Was wäre, wenn wir bei allen Lebensmitteln und Getränken auf Kunststoffverpackungen verzichten würden? Teil 1 unserer Serie „Eine Welt ohne Kunststoff“.

Cucumber packed in plastic

Weniger ist weniger. Wenn Obst, Gemüse, Getreide, Fleisch und Fisch nur noch offen, im Glas oder in Papier gewickelt erhältlich sind, schrumpft der Speiseplan und die Freizeit schmilzt. Was von weit her kommt und besonders vor Hitze, Feuchtigkeit, Licht, Bakterien und Schädlingen geschützt werden muss, fällt weg. Das gilt auch für Vakuumiertes und viele verarbeitete Produkte wie Tiefkühlpizzen, Instantsuppen, Aufstriche oder Süßwaren. Manch schlechte Gewohnheit muss also dran glauben. Gegen die saisonale Küche ist grundsätzlich nichts einzuwenden. Gesünder ist sie allemal, doch irgendwann wird selbst die kreativste Winterkohlvariation fad.

Die Langeweile auf dem Teller spiegelt sich auch im Restaurant, beim Streetfood und in der Kantine wider. Es herrscht kulinarisches Mittelalter. Exotische Früchte und Gewürze sind wieder Luxusgut. Der Genussverlust ist ja noch zu verkraften. Schlimmer triffts den Zeit- und Energiehaushalt. Weil unverpackte Frischwaren schneller verfallen, muss beinahe täglich gekocht und eingekauft werden. Wer nicht ganz auf Konserviertes verzichten und mehr als Leitungswasser trinken möchte, greift zum Glas. Das erschwert den Weg nach Hause. Etwas leichter wären Metalldosen und Verbundkarton. Beide scheiden wegen ihrer unverzichtbaren Schutzschicht aus Kunststoff aus. Hoffnung spenden biobasierte Barrieren, vor allem bei Verpackungen aus Papier und Karton. Sie stecken aber noch in den Kinderschuhen.

Hoher Preis und große Verluste

Keine Frage, die Ernährungspyramide erklimmen wir auch ohne Kunststoffleiter. Doch zu welchem Preis? Ob bei der Verpackung, beim Transport oder der Verarbeitung: Mit dem völligen Verzicht auf Kunststoff werden fast alle Lebensmittel teurer und der Ausschuss steigt. Kürzere Haltbarkeit und geringerer Schutz vor mechanischen Einflüssen erhöhen die Wegwerfquote – Stichwort: Food Waste. Das ist nicht nur schade um die Ware und den umsonst beanspruchten Boden, sondern ein echtes Versorgungsproblem und Gift für die globale CO2-Bilanz. Der Grund: Die Nachproduktion weggeworfener Lebensmittel verursacht um ein Vielfaches mehr CO2 als ihre Verpackung.

Weltweit sind Millionen Menschen auf Lebensmittel- und Trinkwasserlieferungen angewiesen – in Kriegs- und Krisengebieten genauso wie in entlegenen Bergregionen oder Wüsten. Der effiziente Transport von Lebensmitteln und Getränken in leichten, stapelbaren und konservierenden Kunststoffverpackungen und Transportboxen sichert das Überleben. Die Not kann alle Länder treffen. Ernteausfälle durch Spätfrost, Trockenheit, Hagel und andere Wetterextreme häufen sich in Zeiten des Klimawandels. Hinzu kommt, dass viele Staaten ihre Bevölkerung ohne Importe nicht ernähren könnten. Wenngleich der globale Handel mit Agrarprodukten auch Probleme verursacht und nicht immer fair abläuft, überwiegen die Vorteile. Kunststoffe machen das Geschäft im großen Stil möglich und auf diese Weise Lebensmittel leistbar und Trinkwasser verfügbar.

Verpackung mit Maß

Kunststoffe bereichern das Nahrungsangebot, sichern die Versorgung und beugen der Verschwendung vor. Sie werden mit wenig Energieaufwand verarbeitet, sind sehr gut wiederverwertbar und punkten im Vergleich zu Alternativen wie Glas und Papier mit einer besseren Ökobilanz. Das macht sie noch lange nicht zur einzig wahren Lösung. Kunststoff ist kein Selbstzweck. Viele Einwegverpackungen werden zu Recht kritisiert. Nicht jedes Lebensmittel braucht den Schutz durch eine Kunststofffolie und Mehrfachverpackungen sind meist unnötig. Die Politik versucht die Auswüchse mit Regeln und Verboten zu bekämpfen. Manchmal schießt sie dabei übers Ziel hinaus. Etwa dann, wenn klimaschädlichere Optionen wie Metall und Verbundkarton besser als Kunststoff bewertet werden.

Auf den Einsatz kommt es an. Mehrwegsysteme und Kreislaufwirtschaft sind die beste Wahl. Kunststoffe eignen sich für beides bestens, wie der PET-Flaschenkreislauf beweist. Pfand auf Einwegverpackungen aus Kunststoff minimiert nicht nur den Abfall (Littering). Er verweist auch auf den Wert des Materials und schärft das Bewusstsein. Wenn gebrauchter Kunststoff an der richtigen Stelle landet, entstehen preiswerte neue Verpackungen und die Natur bleibt vom Müll verschont. Mit dem Wissen wächst der Wille zur verantwortungsbewussten Verwendung von Kunststoff. Auch wenn noch viel zu tun ist: Politik, Wirtschaft und Gesellschaft sind weltweit auf einem guten Weg.

Perspektivenwechsel: externe Expertise

Nicole Berkmann von SPAR Österreich über Kunststoff am Lebensmittelmarkt:

Nicole-Berkmann-Spar

Nicole Berkmann von Spar Österreich (Bild: Spar)

Wie sähen die Supermarktregale ohne Kunststoffverpackungen aus?

Ein Blick in „Unverpackt-Läden“ gibt erste Hinweise: Die Produktvielfalt wäre deutlich eingeschränkt. Viele Lebensmittel könnten aus Sicherheits- und Hygienebedenken nicht mehr angeboten werden. Verpackungsalternativen wie Glas, Metall oder Papier wären zwar denkbar, bringen jedoch eigene Herausforderungen mit sich. Glas und Metall sind in der Herstellung sehr energieintensiv und somit nicht zwangsläufig nachhaltiger. Papierverpackungen wiederum könnten die Haltbarkeit von Frischeprodukten wie Fleisch, Wurst oder Milchprodukten erheblich verkürzen. Supermarktregale ohne Kunststoffverpackungen wären also nicht nur deutlich leerer, sondern auch in der Vielfalt und Frische des Angebots stark eingeschränkt.

Wie gelangen Lebensmittel überhaupt ins Regal – und welche Rolle spielt Kunststoff dabei?

Auch für die Logistik im Lebensmittelhandel ist Kunststoff von großer Bedeutung. Gerade bei Obst und Gemüse kommen heute robuste Kunststoffkisten zum Einsatz, die als Mehrwegsystem funktionieren: Sie werden nach der Auslieferung zusammengeklappt, zurücktransportiert, gereinigt und immer wieder verwendet. Dieses etablierte Mehrwegsystem ersetzt Einwegverpackungen wie Karton oder Holz und trägt erheblich dazu bei, Ressourcen zu schonen und Abfall zu vermeiden. Ohne Kunststoffkisten müsste wieder auf alternative Transportverpackungen wie Karton oder Holz zurückgegriffen werden, was nicht nur andere logistische Prozesse erfordern, sondern auch zu einem höheren Material- und Energieeinsatz führen würde.

Wie viel Abfall spart sich SPAR durch die konservierende Wirkung von Kunststoff?

Der Klassiker in diesem Fall ist die Gurke. Sie ist so wasserhaltig, dass sie, wenn sie nicht in einem Kunststoffschlauch verpackt ist, sehr schnell schrumpft. Das hat zur Folge, dass sie nicht mehr gekauft wird. Alleine bei SPAR haben wir ausgerechnet, dass wir dadurch mehr als 200.000 Gurken mehr am Ende des Tages wegwerfen müssten.

Was macht SPAR zur Reduktion von Kunststoffabfall?

Wir versuchen, dort, wo es Sinn macht, Kunststoff einzusparen. Das kann heißen, dass gänzlich auf ein anderes Material gesetzt wird, aber es kann auch heißen, dass einfach nur die Dicke des Kunststoffs reduziert wird oder ein Teil der Verpackung auf ein anderes Material umgestellt wird. So zum Beispiel bei vorgeschnittenem Käse. Da ist der hintere Teil der Verpackung aus Papier und der vordere aus Kunststoff. Eine perfekte Symbiose für die Haltbarkeit des Produkts und gleichzeitig die Sichtbarkeit für den Kunden.

Wo lohnt sich die Reduktion von Kunststoff besonders?

Die Reduktion von Kunststoff lohnt sich vor allem dort, wo Alternativen sinnvoll eingesetzt werden können, ohne die Qualität oder Sicherheit der Produkte zu gefährden. Beispiele sind die Umstellung auf recycelbare Materialien oder Mehrwegverpackungen in bestimmten Produktkategorien. Wichtig ist dabei ein ausgewogener Ansatz: Nicht jede Alternative ist automatisch nachhaltiger – Faktoren wie Energieverbrauch oder Transporteffizienz müssen ebenfalls berücksichtigt werden.

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