21. Oktober 2025

Von Hard in die Welt: ALPLA 1964–1972

Teil zwei unser Serie 70 Jahre ALPLA: Die Jahre 1964 bis 1972 sind von starkem Wachstum und wichtigen Weichenstellungen geprägt. ALPLA expandiert über die Grenzen Österreichs hinaus, entwickelt Schlüsselprodukte und legt den Grundstein für die internationale Präsenz. Neue Werke, eine veränderte Unternehmensstruktur und richtungsweisende Kooperationen machen diese Phase zu einer der dynamischsten in der frühen Firmengeschichte.

ALPLA Plant San Joaquin Venezuela

Ab 1972 produzierte ALPLA an einem neuen Standort in San Joaquin, 140 Kilometer westlich von Caracas.

Aufbruch nach Deutschland

Ein Wettbewerbsnachteil treibt die Expansion: Weil Österreich nicht Mitglied der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) ist, fallen beim Export nach Deutschland Zölle an. 1964 eröffnet ALPLA deshalb in Markdorf am Bodensee seine erste Produktionsstätte außerhalb Österreichs. Die Anfänge sind bescheiden – in einfachen Holzbaracken arbeiten 15 Mitarbeitende im Drei-Schicht-Betrieb. Doch der Standort erweist sich als strategisch richtig, denn von hier aus erschließt ALPLA den deutschen und später den europäischen Markt.

1965 beschäftigt ALPLA bereits 820 Mitarbeitende in zwei Ländern und an drei Standorten, der Umsatz beträgt 2,3 Millionen Euro (umgerechnet). Die Rechtsform des Einzelunternehmens passt nicht mehr – 1966 wird ALPLA in eine Offene Handelsgesellschaft (OHG) umgewandelt, mit Helmuth, Alwin und Heinz Lehner sowie Wilma Früh als Gesellschaftern.

Ein Klassiker entsteht: die Speiseölflasche

1967 beauftragt die Schweizer Firma Sais (heute Sabo) ALPLA mit der Entwicklung einer Kunststoffflasche für Speiseöl. Nach intensiven Diskussionen mit dem Kunden fertigt Alwin Lehner ein Muster aus Holz, das sofort überzeugt. Die charakteristischen Rillen orientieren sich an Ölfässern. Zunächst in PVC produziert, später auf PET umgestellt, bleibt die Flasche im Design bis heute nahezu unverändert – ein echter Klassiker im Regal.

ALPLA bottle for the swiss company Sais.

1967 stieg die Schweizer Firma Sais für ihr Speiseöl von Glasflaschen auf Kunststoffflaschen um.

Expansion nach Lateinamerika und neues Headquarters

1968 wagt ALPLA den Schritt über den Atlantik. In Venezuela beteiligt sich das Unternehmen an einem Betrieb, der bald vollständig übernommen wird. In San Joaquín, westlich von Caracas, entsteht Anfang der 1970er-Jahre ein neues Werk. Die Motivation: Nähe zu internationalen Markenartiklern wie Colgate, die in Südamerika hochwertige Verpackungen benötigen. „Mein Bruder ist dann rüber mit vier, fünf Leuten und wir haben schon im ersten Monat schwarze Zahlen geschrieben“, erinnerte sich der 2018 verstorbene Alwin Lehner.

Ende der 1960er-Jahre platzt der Stammsitz in der Lochbachstraße aus allen Nähten. Alwin Lehner findet in der Allmendstraße am Ortsrand von Hard ein großes Grundstück, damals umgeben von Wasser und Wiesen. Trotz schwieriger Bodenverhältnisse entsteht hier in Leichtbauweise eine Produktionshalle, die bis heute steht. Mit großem Weitblick wählten die Lehners diesen Standort, der weiteres Wachstum ermöglichte und zum internationalen Headquarters wurde.

New ALPLA Headquarter in Hard

Das neue Headquarters in Hard, Österreich.

Starkes Wachstum und neue Märkte

Auch in Deutschland baut ALPLA seine Präsenz aus. Von Markdorf beliefert man bald Großkunden wie Kühne, der seinen Essig von Glas- auf Kunststoffflaschen umstellt. Die Erfahrung aus Österreich wiederholt sich: Kundennähe entscheidet über Wettbewerbsfähigkeit. So folgt Anfang der 1970er-Jahre der Schritt nach Nordrhein-Westfalen – mit der Übernahme eines Betriebs in Jülich sitzt ALPLA mitten im deutschen Markt.

Bis 1972 ist die Nachfrage nach Kunststoffflaschen enorm gestiegen: Allein in der Bundesrepublik wächst die Produktion von zehn Tonnen (1964) auf 50 Tonnen jährlich. ALPLA ist damit Teil eines globalen Trends, der das Verpackungswesen dauerhaft verändert.

In the early 1970s, ALPLA takes its next step – with the acquisition of a plant in Jülich, the company is now firmly established in the German market.

1972 besichtigen Lina, Heinz (v.l.) und Leopold Lehner (rechts) gemeinsam mit Betriebsleiter Armin Nagel (2.v.r.) das neue ALPLA-Werk in Jülich.

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