31. Juli 2024

„Der Status quo ist keine akzeptable Lösung“

Seit über 2.000 Jahren trinken Menschen Wasser aus den Tönissteiner Quellen in der Eifel. Die „älteste Römerquelle Deutschlands“ ist auch eine der modernsten. Gemeinsam mit ALPLA entwickelte der Privatbrunnen Tönissteiner Sprudel eine zukunftsweisende Mehrwegflasche aus 100 Prozent recyceltem PET (rPET). Geschäftsführer Hermann-Josef Hoppe berichtet im Interview über den Markterfolg und Mehrwert der nachhaltigen Lösung.

ALPLA Toenissteiner

Mehrwegflaschen von Tönissteiner aus 100 Prozent recyceltem PET (rPET) am Point of Sale.

Herr Hoppe, Tönissteiner füllt seit 1891 Mineralwasser aus der ältesten Römerquelle Deutschlands ab. Wie sieht die Gegenwart des Unternehmens aus?
 

Wir zählen im stagnierenden Mineralwassermarkt zu den erfolgreichsten Mineralbrunnen Deutschlands. Dafür setzen sich über 110 MitarbeiterInnen ein. Unsere Marken Tönissteiner und Eifel-Quelle werden in einem Umkreis von 200 Kilometern angeboten – wie es für einen regional tätigen Brunnen sinnvoll ist.

Nachhaltigkeit steht bei Tönissteiner hoch im Kurs. Wie äußert sich das konkret?
 

Wir füllen an unserem Standort alle Produkte nur in Mehrweggebinde. Über 85 Prozent der Produktionsmenge wird in Glas-Mehrwegflaschen abgefüllt, der Rest in PET-Mehrwegflaschen. Glas ist bei uns gesetzt, hat aber seine Grenzen. Das zeigt sich beim Sport, auf Reisen, bei Veranstaltungen und bei der Arbeit, bei Kindern oder älteren Menschen. 2021 haben wir die bisher genutzte 1-Liter-PET-Mehrwegflasche der Genossenschaft Deutscher Brunnen (GDB) unter die Lupe genommen und gemeinsam mit ALPLA eine maßgeschneiderte Lösung für unser Haus entwickelt. Seit Oktober 2023 sind die 100 Prozent rPET-Mehrwegflaschen im Umlauf – und sie wurden schon millionenfach verkauft. Wir sind sicher, dass wir mit dem eigenen neuen Gebinde noch viel Freude haben werden.

Weshalb stellt ein regionaler Brunnen auf eine individuelle Flasche um?
 

Das GDB-Gebinde ist seit 25 Jahren deutschlandweit eines der am stärksten distribuierten Mineralwassergebinde. Die Poolflasche mit der typischen Perlenstruktur auf der Oberfläche wird von zahlreichen Marken gemeinsam genutzt. Unsere Analyse hat jedoch gezeigt, dass sich unsere regionalen Marken am Point of Sale damit nicht ausreichend differenzieren können. Innovationen sind im bestehenden Pool zudem kaum möglich. Oft steht am Ende der kleinste gemeinsame Nenner – und der verhindert den Fortschritt. 

Hoppe Toenissteiner

Der Status quo ist keine akzeptable Lösung für uns. Es muss ökonomisch und ökologisch weitergehen. Wir haben das PET-Gebinde daher komplett neu gedacht. Die rPET-Flaschen senken den Materialverbrauch, der geschlossene Kreislauf schont Ressourcen und unsere eigenen Kästen sorgen für logistische Vorteile.

Was hat es mit den Kästen auf sich?
 

Wir haben 2018/19 einen Individualkasten für Tönissteiner und Eifel-Quelle auf den Markt gebracht, der mit den damals neu eingeführten 0,75-Liter-N2-Glas-Mehrwegflaschen aus dem GDB-Pool bestückt wurde – mit überraschend großem Erfolg. Die gleichen Kästen nutzen wir nun auch für die neue rPET-Flasche. So können wir bei Absatzverschiebungen zwischen Glas und rPET zukünftig die Flaschensorte austauschen und die Kästen ohne Anpassungen weiterverwenden. Darüber hinaus erhalten wir am POS eine sehr gute Sichtbarkeit unserer Marken.

Wie entstand die Flasche?
 

Mit ALPLA und dem Standort Vlotho-Exter haben wir einen versierten Entwicklungspartner gefunden, mit dem auch die persönliche Chemie stimmt. Das Design der Flasche war recht schnell definiert und ist heute EU-weit geschützt. Die PET-Flasche war erfolgreich in den Glaskasten umgezogen. Doch es ging noch mehr!

Dann kam rPET ins Spiel?
 

Genau. Damals waren bei PET-Mehrwegflaschen maximal 60 Prozent rPET Stand der Technik. Wir hätten gleich starten können. ALPLA hielt sogar 100 Prozent rPET für machbar und rechnete mit einem weiteren halben Jahr Entwicklungszeit. Das Warten hat sich gelohnt: Im Herbst 2023 haben wir unseres Wissens als erster Mineralbrunnen in Europa eine 100 Prozent rPET-Mehrwegflasche auf den Markt gebracht. 

ALPLA Eifel Quelle

Die zukunftsweisende Mehrwegflasche aus 100 Prozent rPET wird auch unter der Marke Eifel-Quelle angeboten.

Wie garantiert Tönissteiner die Qualität?
 

Neben den üblichen Qualitätsprüfungen unserer Produkte kennzeichnen wir unsere rPET-Flaschen bei jeder Abfüllung mit einem kleinen Dreieck unter dem Etikett. Diese Markierungen können maschinell ausgelesen werden. Erreicht die Flasche eine bestimmte Umlaufzahl, wird sie automatisiert aussortiert. Das erhöht die Qualität der zu füllenden Flaschen deutlich. Derzeit planen wir mit mindestens 15 Umläufen – es könnten sogar mehr werden. Für die aussortierten Flaschen bauen wir gemeinsam mit ALPLA einen geschlossenen Kreislauf auf. Aus der alten Tönissteiner-rPET-Flasche soll wieder eine neue werden. 

Gibt es noch weitere Vorteile der individuellen Lösung?
 

Die Verwendung gleicher Kästen für Glas und PET und für beide Marken vereinfacht die Logistik. So können bei der Leergutrückführung des Getränkefachgroßhandels alle Kästen ohne Sortierung nach Marke oder Flaschenart auf einer Palette an uns zurückgeben werden. Das klappt einwandfrei. Die anfängliche Skepsis hat sich vollständig ins Positive gewandelt. Die Leergutsortierung findet bei Tönissteiner in der neuen Leergutsortieranlage statt. Das neue Kastenformat ermöglicht zudem eine bessere Auslastung beim Transport. Fünf zusätzliche Kästen pro Palette sind etwa 160 Kästen pro LKW – das sind rechnerisch 12 Prozent weniger Fahrten. Mit dieser Effizienzsteigerung hatten wir nicht gerechnet. 

Fakten 

  • Neue 100 Prozent rPET-Mehrwegflasche für Mineralwasser in Deutschland
  • Geschlossener Wertstoffkreislauf für rPET: Material von ALPLArecycling
  • Gleicher Kasten für Glas- und rPET-Flaschen und 12 Prozent Transportvorteil durch neues Kastenformat
  • Leergut-Feinsortierung im Werk, systematische Sammlung von Fremdflaschen und direkter Austausch von Fremdleergut mit benachbarten Brunnen
  • Transparente und messbare Qualitätskennzeichnung auf der rPET-Flasche

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