5. September 2025

„Ich denke, dass wir als ALPLA mehr gewinnen als verlieren können.“

Von Anfang bis Mitte August fand in Genf eine weitere Verhandlungsrunde der Vereinten Nationen zum sogenannten Plastic Treaty statt, die mit großen Erwartungen verbunden war. Wir haben mit Volker Glöckner gesprochen. Er ist Head of Public Affairs & Circular Economy bei ALPLA und war zusammen mit der Business Coalition for a Global Plastics Treaty  vor Ort. Er erklärt, worum es genau geht, welche Streitpunkte die Staaten beschäftigen und warum bislang noch kein Ergebnis vorliegt.

Rahman Kaunain, Public Affairs and Circular Economy Expert and Volker Gloeckner, Head of Public Affairs & Circular Economy

Volker Glöckner, Head of Public Affairs & Circular Economy, und Rahman Kaunain, Public Affairs and Circular Economy Expert bei ALPLA, waren in Genf vor Ort.

Worum geht es beim sogenannten Plastic Treaty überhaupt, und warum ist er für die Kunststoff- und Verpackungsindustrie so bedeutsam?

Der UN Plastics Treaty basiert auf der Resolution UNEA 5.14 und ist die Abkürzung für den viel längeren Titel „To develop an international, legally binding instrument to end plastic pollution, including in the marine environment“. Der Titel sagt bereits aus, worum es hauptsächlich geht: die Umweltverschmutzung durch Kunststoff. Für uns als international führenden Hersteller von formstabilen Kunststoffverpackungen ist der Vertrag interessant, da er rechtlich bindende Regeln aufstellen soll, um die Umweltverschmutzung durch Kunststoffe – nicht nur durch Verpackungen – zu verringern. Mögliche Maßnahmen reichen von Verboten der Produktion von Einwegkunststoffen bis hin zu verpflichtenden Regeln und Quoten für Design for Recycling oder den Einsatz von Rezyklaten. Ein international harmonisierter Rechtsrahmen könnte Skaleneffekte ermöglichen, Innovationshemmnisse beseitigen und die Wettbewerbsfähigkeit der Kreislaufwirtschaft stärken. Ein ambitionierter UN Plastics Treaty könnte somit ein Booster für die Kreislaufwirtschaft von Kunststoffverpackungen und damit auch für das Geschäftsmodell von ALPLA werden.

Welche Themen standen in Genf im Mittelpunkt – Verbote bestimmter Materialien, Reduktionsziele, Recyclingquoten oder Abfallmanagement?

Die beim UN Plastics Treaty verhandelten Themen sind vielfältig und beinhalten vieles, was wir aus europäischen Regulierungen wie der PPWR kennen. Es geht um Abfallmanagement und Sortierung, um die erweiterte Herstellerverantwortung, Design for Recycling, aber auch um Themen wie „Just Transition“ für die 20 Millionen informelle Müllsammler, ohne die das Recycling in vielen Ländern des Globalen Südens nicht möglich wäre. Ein weiteres Thema ist, wie Industrienationen die Länder des globalen Südens bei der Umsetzung finanziell und mit Know-how unterstützen können. Das dominierende Thema und gleichzeitig einer der größten Streitpunkte ist die Frage, ob die Produktion von Kunststoffpolymeren begrenzt werden muss, um das Ziel des UN Plastics Treaty, das Ende der Umweltverschmutzung, zu erreichen.

Gibt es konkrete Vorschläge, die besonders relevant für ALPLA oder die Verpackungsbranche besonders wären?

Unser Fokus bei den Verhandlungen liegt auf allem, was mit Kreislaufwirtschaft und unseren Kunststoffverpackungen zu tun hat. Also beispielsweise Verbote von Kunststoffprodukten und sogenannte Chemicals of Concern, die das Recycling erschweren oder unmöglich machen, sowie das Produktdesign. Hier vor allem Design for Recycling, wofür wir uns natürlich einsetzen.

Warum sind die Verhandlungen bislang ohne verbindliches Ergebnis geblieben?

Wer weiß, wie schwierig es ist, mit 27 Mitgliedstaaten der EU einen gemeinsamen Nenner zu finden, kann sich vielleicht auch vorstellen, wie schwer das mit 193 offiziellen UN-Staaten ist. Der offensichtlichste Grund ist, dass sich die ölproduzierenden Länder gegen eine Begrenzung der Kunststoffproduktion stellen, während die Länder der sogenannten „High Ambition Coalition“, zu der unter anderem die EU gehört, auf eine Begrenzung oder mindestens einen Artikel zu „Nachhaltiger Produktion und Konsum“ bestehen. Würde dieser Konflikt aufgelöst, würden die Verhandlungen einen großen Schritt nach vorne machen.

Welche Rolle spielen geopolitische und wirtschaftliche Interessen bei diesem Stillstand?

Die Verhandlungen spiegeln die aktuellen geopolitischen Konflikte wider. Auch wenn er dieses Mal nicht so prominent ist wie bei den letzten Verhandlungen, ist der Konflikt Russland/EU immer noch Thema. Zudem ist zu beobachten, dass seit Donald Trumps Wiederwahl zum US-Präsidenten ein neuer Wind weht. Alles, was potenziell der US-Wirtschaft oder dem Status quo schaden könnte, wird kategorisch abgelehnt, was bei anderen Mitgliedstaaten schon mal für größere Verstimmung sorgt.

plenarsaal UN

Gab es trotzdem kleinere Fortschritte, auf die man aufbauen kann?

Ich denke schon, dass es Fortschritte gab. Zum ersten Mal überhaupt redeten die verschiedenen Staaten und Staatengruppen miteinander und nicht nur übereinander. Das war an den vielen informellen Verhandlungen hinter verschlossenen Türen zu sehen, die vor allem in der zweiten Woche stattfanden, teils bis in die frühen Morgenstunden.

Wie geht es jetzt weiter? Wann sind die nächsten Verhandlungsrunden geplant, und was könnte sich bis dahin ändern?

Die EU setzt sich für einen INC 5.3 ein, der schon im Frühjahr stattfinden könnte. Allerdings läuft das Mandat für die Verhandlungen Ende 2025 aus. Dafür müssten seitens der UN eine Mandatsverlängerung sowie weitere finanzielle Mittel für die Verhandlungen bereitgestellt werden. Was wir aktuell nicht sehen, ist ein sogenannter „Treaty of the willing” außerhalb der UN. Das würde auf bilaterale Abkommen zwischen einzelnen Ländern hinauslaufen. Letztendlich ist auch ein vorzeitiges Scheitern möglich, wenn auch aus meiner Sicht nur mit sehr geringer Wahrscheinlichkeit.

Welche Chancen und Risiken ergeben sich für Unternehmen wie ALPLA, wenn ein globaler Vertrag tatsächlich zustande kommt?

Ich denke, dass wir als ALPLA mehr gewinnen als verlieren können. Durch international einheitliche Regulierungen könnte die Kreislaufwirtschaft von formstabilen Kunststoffverpackungen weltweit erheblich vorangebracht werden. Wenn man sich vor Augen hält, wie viele Kunststoffverpackungen heute noch auf einer Deponie landen, ist da viel Potenzial nach oben.

Gefallen Ihnen unsere Texte? Vielleicht sogar so gut, dass Sie sie in Ihren Medien auch verwenden wollen? Dann kontaktieren Sie uns bitte vorher!

press@alpla.com